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Hightech für den gesunden Rücken

Diakonie Stiftung Salem startet Studie zum Einsatz von Exoskeletten in der Pflege

Jede Pflegekraft hebt pro Tag das Gewicht eines Autos. Kein Wunder also, dass Muskel-Skelett-Erkrankungen zu den häufigsten Beschwerden von Beschäftigten im Bereich der Pflege zählen. In einer Pilotstudie untersucht die Diakonie Stiftung Salem jetzt, ob sich diese Belastung durch den Einsatz innovativer Technik reduzieren lässt: Kann ein Exoskelett die Arbeit von Pflegekräften erleichtern und dazu beitragen, Muskeln und Gelenke zu schonen? Die erste Langzeitstudie zu diesem Thema wird finanziert von der bkk melitta hmr und wissenschaftlich begleitet vom Verein WohnXperium e.V..

Dass Fehl- und Überbelastungen bei Pflegekräften häufig zu Erkrankungen führen, bestätigt Simone Lawrenz, zuständig für das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) bei der Diakonie Stiftung Salem. In ihrer Arbeit erlebt sie immer wieder, dass Rückenbeschwerden zu hohen Ausfallzeiten und Langzeiterkrankungen führen können. „Manche Kolleginnen und Kollegen denken deshalb sogar über einen Ausstieg aus der Pflege nach“, sagt die BEM-Koordinatorin. Ein Szenario, das sie unbedingt verhindern möchte. Auch Patrik Kasparak, Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit und Gesundheitsmanagement bei der bkk melitta hmr, kennt die Folgen falscher Belastung auf den Bewegungsapparat gut. 34 Prozent aller von der Krankenkasse erfassten Krankheitstage seien darauf zurückzuführen, erklärt er. Gute Gründe also, in Sachen Prävention und Betreuung neue Wege zu gehen. Sie erhoffe sich individuelle Hilfen zum Schutz des Muskel-Skelett-Systems und eine Perspektive für belastete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so Simone Lawrenz.

Zum Einsatz kommt in der Studie das BionicBack, ein sogenanntes passives Exoskelett der Help Tech GmbH. Bis zu 86 Prozent weniger Belastung der Rückenmuskulatur bei statischen Tätigkeiten verspricht das Unternehmen. Dazu sei das Exoskelett leichter als eine Wasserflasche und ließe sich in weniger als einer Minute anlegen, erklärt Carolin Mühle, Business Development Managerin bei Help Tech. Wie ein moderner Wanderrucksack passt sich das Exoskelett der jeweiligen Körpergröße an. Einmal angelegt stabilisiert das Exoskelett den Rücken und sorgt dafür, dass Belastungen gezielt abgeleitet werden. Verschiedene Unterstützungsmodi für unterschiedliche Arbeitspositionen lassen sich über Zugbänder unkompliziert einstellen.

An der Studie nehmen insgesamt 15 Mitarbeiterinnen aus der stationären Pflege der Diakonie Stiftung Salem teil. Einige haben bisher keine Rückenbeschwerden, andere hatten bereits mit Muskel-Skelett-Erkrankungen zu kämpfen. So wie Andrea Breuer, die im Stift Lahde der Mindener Diakonie arbeitet. „Ich bin gespannt, ob man damit wirklich eine ganze Schicht durchhält“, erzählt sie. Schließlich ist das Exoskelett für sie und ihre Kolleginnen beim ersten Tragen noch etwas ungewohnt. Im Skills Lab der Evangelischen Pflegeakademie konnten die Probandinnen das Exoskelett jetzt erstmals anlegen und unter realistischen Bedingungen ausprobieren. Über 50 Arbeitstage werden sie das Exoskelett insgesamt nutzen. „Dies ist die erste Studie, die sich mit dem Langzeiteinsatz eines Exoskeletts in der Pflege befasst“, erklärt Studienleiter Danny Rüffert vom WohnXperium e.V.. Der Verein, der aus einem Projekt der Technischen Universität Chemnitz hervorgegangen ist, hat sich auf die Erforschung von Produkten und Lösungen für das Wohnen und die Pflege im Alter spezialisiert. Für die Studie protokollieren die Teilnehmerinnen täglich ihre Erfahrungen und füllen wöchentlich einen Fragebogen aus. So werden umfangreiche Daten zur subjektiven Wahrnehmung und Effektivität des Exoskelettes erhoben.

Die Diakonie Stiftung Salem setzt sich seit langem für gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen in der Pflege ein. Als einer von wenigen Anbietern beschäftigt die Mindener Diakonie zum Beispiel eine eigene Kinästhetik-Trainerin, die Pflegekräfte für ein körperschonendes Arbeiten schult und sensibilisiert. Mit dem Exoskelett könnte nun ein weiterer Baustein zur Gesundheitsprävention hinzukommen. Wie wirksam dieser Baustein ist, wird die Pilotstudie zeigen.

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